Ein weiterer roter Faden im Irrgarten der Literatur
In naher Zukunft hat sich die Menschheit einen alten Traum erfüllt: Sie ist unsterblich. doch das ewige Leben hat einen harten Preis, es gibt keine Kinder mehr, denn jeder ist unfruchtbar. Dafür lebt man Seite an Seite mit Androiden und Robotern, die immer menschlicher werden. Was unterscheidet uns noch von ihnen? Und warum begehen die Maschienen auf einmal seltsame Morde?
Liv ist tough, genervt von ihrem neuen Androidenkollegen und wie der Rest der Menschheit seit 500 Jahren unsterblich. Das hält indes auch in der Zukunft keinen davon ab, Morde zu begehen, weswegen sie ihren Beruf als Detective wohl nie an den wird hängen können. Und in ihrem neuen Fall wurde ausgerechnet der schrulliger Direktor des Comicmuseeums umgebracht. Der Täter entkommt trotz Verfolgungsjagt. Mitten in die Ermittlungen platzt eine Geiselnahme durch einen Mann, der behauptet, das unsterblich machende Medikament sei eine Lüge. Bevor er Liv wirklich viel erzählen kann, wird er durch einen der anwesenden Robocops erschossen. Die Detective wird in ihrer langweilig und grau gewordenen Unsterblichkeit aufgerüttelt und beginnt mit den Nachforschungen …
An anderer Stelle lernen wir die Restauratorin Anna kennen. Sie hat ein ganz anderes Problem, das ebenfalls die bislang geltenden Auswirkungen der blauen Pille durcheinander wirft. Sie erwartet ein Kind. Natürlich gehört Geburtshilfe nicht mehr zum Repertoire der Ärzte, doch eine Spezialklinik will helfen. Das erste Kind seit langem? Sie gerät mitten in eine Verschwörung.
Die Welt, die Autor Jean-Luc Istin und Zeichner Jesús Hervás Millán erschaffen, könnte perfekt sein, doch die Unsterblichkeit wird mit zunehmender Melancholie bezahlt. Die Roboter werden immer menschlicher, bleiben letztendlich aber doch ihren Computer basierten Verhaltensweisen verhaftet. Die Grundidee von Androiden: Wiederauferstehung nimmt sich zunächst etwas klischeehaft aus. Doch das Team schafft es recht schnell, mich in ihren Bann zu ziehen und am Ende mit einer vielleicht nicht weltbewegenden, aber gut durchdachten Wendung zu überraschen. Abgesehen davon, dass der Comic ein paar schöne Anspielungen und Selbstironie verarbeitet (wusstet ihr, dass man in der Zukunft noch Daft Punk hört, auch wenn Roboter da keinen Sinn für haben?), wartet er außerdem mit einigen interessanten Gedankenspielen auf. Die Krimihandlung kommt bei all dem ebenfalls nicht zu kurz.
Der Zeichenstil hat mir persönlich sehr gut gefallen. Er passt mit seinen relativ realistisch gehaltenen Bildern und Format füllenden Motiven gut zur Geschichte. Die Linien sind klar, die Farben bunt aber nicht zu knallig. Die Ausstattung ist gewohnt gut, das Großformatige Hardcover ist eine vollfarbige Augenweide. Ich geb es ja zu, ich bin ein Fan des Splitter-Verlags und seiner Comicalben.
Das Konzept der Reihe ist ebenfalls einen Blick wert: Sie wir mit vier Bänden abgeschlossen sein, die eine jeweils abgeschlossene Geschichte zum Thema Androiden erzählen, jeder von einem anderen Autor/Zeichner Team. Ich bin gespannt, ob sie trotzdem inhaltlich Querverlinkt sind. Der zweite Band ist für März 2018 angekündigt. Die Art des Reihenaufbaus ist diesem Verlag nicht ganz unbekannt, feierten doch schon die Reihen Die Elfen und Saga der Zwerge mit ähnlichen Ideen Erfolge.
Insgesamt gibt es von mir eine klare Leseempfehlung! Interessante, rasante Geschichte, coole Bilder und ein spannendes Ende machen Lust auf mehr!
Anroiden Bd.1: Wiederauferstehung
Jean-Luc Istin (Autor) und Jesús Hervás Millán (Zeichner)
Aus dem Französischen von Swantje Baumgart
Erschienen am 17. August 2017
64 Seiten, Hardcover
Preis 15,80 €
ISBN 978-3-95839-568-8
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Über Zeichner und Autor
Jean-Luc Istin wurde 1970 in Frankreich geboren, wo er heute noch lebt. Er ist mittlerweile Autor zahlreicher Comics, die in Deutschland meist im Splitterverlag erscheinen und sich überwiegend mit SciFi oder Fantasythemen auseinander setzen. Dazu gehören zum Beispiel Teile der genialen Elfen-Saga, die Druiden oder Alice Matheson.
Jesús Hervás Millán ist 1978 in Spanien geboren und bislang in Deutschland kaum in Erscheinung getreten. Er wird bei Splitter noch als Zeichner von Sintflut aufgeführt.
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