Ein weiterer roter Faden im Irrgarten der Literatur
Die beiden Gauner Royce Melbourne und Hadrian Blackwater würden ja viel tun, aber Königsmord gehört eigentlich nicht zu ihrem Repertoire. Umso ärgerlicher, das sie in eine Falle gelockt werden und man ihnen genau das anhängt. Die einzige, die sie vor der Hinrichtung bewahren könnte, ist Arista, die Tochter des toten Monarchen, die etwas ganz eigenes für das Duo im Sinn hat…
Normalerweise verdienen sich der ehemalige Soldat und der geborene Dieb ihren Lebensunterhalt ganz gut mit Aufträgen, die sie sich von reichen Adligen oder anderer zahlenden Kundschaft holen. Da geht es dann um brisante Briefe oder gestohlene Schwerter. Sie haben dabei durchaus ihre Prinzipien und sind vor allem ziemlich gut in dem, was sie tun. Gemeinsam nennen sie sich Ryria und sind über das kleine Königreich Melengar hinaus bekannt. Der Thron von Melengar des Autoren Michael J. Sullivan handelt von ihrer Geschichte.
Jetzt werden sie höchst unfreiwillig in etwas größeres hineingezogen und sammeln mit der Zeit eine recht seltsame Reisegruppe an. Vom Prinzen Alric bis hin zum weltfremden Mönch Myron – Die Charaktere haben die verschiedensten Hintergründe und das merkt man ihnen auch an. Angefangen bei Royce und Hadrian selber. In manchen Punkten könnten sie nicht unterschiedlicher sein, Hadrian, der eigentlich immer noch einen rechtschaffenden Kern hat und Royce, der nie etwas anderes war als ein auf der Straße aufgewachsener Dieb. Aber grade dadurch ergänzen sie sich hervorragend und bieten immer wieder auch sarkastische oder charmante Szenen. Trotz der abweisenden Art des Diebes wuchsen mir beide schnell ans Herz.
Die Geschichte lebt zu einem guten Teil von den verschiedenen Charakteren. Aber auch die Handlung hat einiges zu bieten: Intrigen, Verräter, Abenteuer und Kämpfe. Die Welt des Autoren Michael J. Sullivan ist durchdacht, aber auch nicht zu ausschweifend. Es gibt verschiedene Kulturen und Kontinente und man muss sich durchaus eine veritable Menge an Namen und Göttern merken, aber im vergleich zu manch anderem Fantasyzyklus nimmt es sich erfreulich kompakt heraus.
Man liest es schon heraus: Ich mag diese Reihe. Sie zählt vom Genre her zu etwas, das ich als Mantel und Degen Fantasy bezeichne. Magie spielt eine hintergründige, aber nicht hauptsächliche Rolle, stattdessen folgen wir den sympathischen Abenteurern. Der Plot fängt klein an, entwickelt sich über sechs Bände zu einer weltumspannenden Angelegenheit und schafft es trotzdem, nicht aus dem Ruder zu laufen. Die Geschichte vereint mit Spannung, Witz und Tempo einige serh gute Eigenschaften.
Und ich habe zugegebenermaßen eine kleine Schwäche für Gauner in der Literatur.
Die Ausgabe kommt mit zwei Karten und einem Dramatis Personae daher, die alle drei ihren praktischen Wert haben.
Jedenfalls ist der Thron von Melengar ein Buch, das ich jedem Fantasyleser mit etwas Humor in die Hand drücke, der nicht schnell genug vor mir davon läuft!
Ryria 1 – Der Thron von Melengar
Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann
Erstausgabe am 3. März 2014
381 Seiten, Paperback
Preis 16,95€
ISBN: 978-3-608-96025-9
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Über den Autor
Eine der ungebrochenen Highlights meines bisherigen Buchhändlerlebens war der Tag, an dem ein englischsprachiges Pärchen vor mir stand, mir mein Tippschild zeigte und nach meiner Bestätigung, das ich es geschrieben hatte, sich der Mann als „Hi, I’m the Author“ vorstellte. Wann erlebt man es schon mal, dass einer der Lieblingsautoren ohne Vorwarnung vor einem steht?
Abgesehen davon ist Sullivan geboren 1961, Amerikaner und hauptberuflich Autor. Am Anfang verlegte er seine Ryria-Reihe noch sehr erfolgreich selber, bis die amerikanischen Verlage auf ihn aufmerksam wurden und die Bücher auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Mittlerweile erscheinen die ersten Bände einer weit vor der Hauptreihe spielenden Vorgeschichte (Rebellion).
P.S.:nicht wundern. Im Titelbild ist meine alte Ausgabe zu sehen, der Band hat zwischendurch ein neues Cover bekommen.